
„Der Mystiker Bernhard von Clairvaux hat auf so eindrucksvolle Weise beschrieben, wie Beziehungen, also dieses Geben und Nehmen zwischen Menschen gelingen kann, wie Liebe nicht als Akt der Abhängigkeit, sondern als gegenseitiges bedingungsloses Geschenk möglich sein kann.
Er beschreibt das Geben und Nehmen einmal mit dem Bild des Kanales und einmal mit dem Bild der Schale.
Da wo ich gebe wie ein Kanal, also wo das Wasser von der einen Seite herkommt und auf der anderen Seite abfließt, da gebe ich sofort weiter, was ich empfangen habe. Wenn ich nichts mehr empfange, tritt rasch Erschöpfung und Leersein ein.
Die Schale hingegen wartet, bis sie erfüllt ist und gibt auf diese Weise nur das weiter, was bei ihr überfließt. Wenn die Quelle von unten unterbrochen ist, dann fließt oben auch nichts mehr über (den Rand), also ich gebe auch nichts mehr ab und mir bleibt dennoch etwas, was mich vor dem Leersein schützt.
Clairvaux sagt so treffend: “ Lerne auch Du nur aus der Fülle aus zu gießen und habe nicht den Wunsch, freigiebiger als Gott zu sein”....und weiter: ”Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt zu überströmen und nicht auszuströmen. Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selbst schlecht umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle; wenn nicht, schone dich.”
Wie modern und zeitlos ist diese Ermahnung, dieser Rat doch, der um etwa 1130 formuliert wurde.“
Sybille Loew
Die gesamte Predigt: http://www.st-michael-muenchen.de/fileadmin/Redaktion/Kirche/Predigten/Loew2011/Predigt_Sybille_Loew_St_Michael_030411.pdf
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